Die Porträts, die in der Malerei (ab 1994) gewichtigen Raum einnehmen, wirken wie Röntgenbilder. Sie sind als Frauen oder Männer oder Tiere oder Landschaften erkennbar, doch scheinen sie nicht von materieller, sondern von energetischer Qualität zu sein. Die Farben leuchten, strahlen, vibrieren, die Formen sind Ausdruck; die Brüste schauen wie die Augen, der Mund wie das Geschlecht. Miriam Cahn malt und schaut als Frau. Bewusst. Sie horcht und sieht und spürt und wandelt das Empfundene in Körper, in "Fühlkörper"; weibliche, männliche, tierische, pflanzliche. Stolz, Lust, Angst, Misstrauen, Zorn spricht aus den einen, Wärme, Sinnlichkeit und Sehnsucht aus den anderen. Die gespannte Wachheit ist dabei dieselbe wie in den frühen Arbeiten. Annelies Zwez, Kunstkritikerin